Brasilien Pantanal-Route

RoadTrip-GirlBrasilien, Welt bebummeln/Reisetagebuch Leave a Comment

Nachdem wir nun Bolivien hinter uns gelassen haben, sind wir in Brasilien. Doch ganz so einfach wird es uns an der Grenze nicht gemacht. Wir fahren zum Zoll, doch dort gibt es nirgends einen Parkplatz oder eine Barriere die uns aufhält wie in anderen Ländern. Schwupps und schon sind wir ilegal im Land. Hmmm… Was nun?

Mister RoadTrip legt den Rückwärtsgang ein und wir schleichen langsam auf eine Verkehrsinsel hinauf. Wir werden auch überhaupt nicht beachtet, nein… Von überall her kommen Zöllner. Sie kommen nicht etwa zu uns, sondern warten ab, was wir da vorhaben. Mister RoadTrip schickt mich nun zu den Zöllnern, da er kein Portugiesisch könne. Wisst ihr was? Ich kann es auch nicht. Trotzdem gebe ich mich geschlagen und gehe auf die Zöllner zu. Leicht verlegen frage ich die Beamten auf spanisch, wo man hier parken kann, da wir gerne einreisen würden und dazu eine temporäre Importbewilligung für unseren VW Bus nötig sei.

Bevor ich eine Antwort bekomme, muss ich erst einmal die Fragen der Zöllner beantworten: „Woher kommt ihr, wohin wollt ihr, wie lange seid ihr schon unterwegs, was ist das für ein Fahrzeug, kann man da drin auch kochen und schlafen?“

Gerne würde ich die Fragen ja beantworten, doch ich verstehe gerade so in etwa was sie wissen wollen. Wie gesagt, portugiesisch spreche ich kein Wort. Auf spanisch und englisch geht es dann doch irgendwie und da ich wahrscheinlich sehr hilflos gekuckt habe, als es darum ging die notwendigen Formulare auszufüllen, haben die Zöllner es kurzerhand für mich gemacht. Wir haben auch Glück, dass wir einreisen dürfen. Normalerweise muss man zuvor schon ein Formular ausfüllen online und alles eintragen als Entlastung für die Zöllner. Andere Reisende wurden auch schon nach Bolivien zurückgeschickt, wenn es nicht zuvor gemacht wurde. Das haben mir die Zöllner erklärt aber gleichzeitig beschwichtigt, dass sie eine Ausnahme machen bei uns. Ob wir wirklich eine Ausnahme sind weiss ich nicht, doch es ist mir auch egal. Hauptsache wir kommen nach Brasilien rein.

Nach x mal Händeschütteln und vielen Glückwünschen, haben wir es geschafft! Wir sind in Brasilien…

Unsere erste Nacht in Brasilien

Durch das ganze Prozedere am Zoll von Bolivien und dann am Zoll von Brasilien, geht der Tag auch schon bald zu Ende. So entscheiden wir uns, unsere erste Nacht in Corumbà auf einem Camping zu verbringen.

Wir geniessen eine wunderschöne Aussicht über das Pantanal. Eines der grössten Binnenland-Sumpfgebiete der Welt. (Hier der Link zu Wikipedia/Pantanal) Wir sind völlig verzaubert von der Landschaft und den Klängen der wilden Tiere. Ein Papagei kommt uns besuchen. Er spricht und ist zahm, doch ist er weder eingesperrt, noch angekettet. Frei darf er umherfliegen und weiss trotzdem, dass er hier Zuhause ist.

Voller Vorfreude auf das Pantanal gehen wir zu Bett. Am nächsten Morgen soll es losgehen mit der Erkundung des Tierreiches und sind gespannt, was uns alles erwarten wird.

Das südliche Pantanal

Es wird unterteilt in Nord und Südpantanal. Das Nordpantanal mit seinen über 100 Holzbrücken muss sehr eindrücklich sein. Wir haben uns jedoch entschlossen, die Transpantaneira nicht zu fahren. Wir fahren in den Süden. Auf dem unteren Bild sieht man unsere Route. Warum wir nicht bis zur Kreuzung von MS-228 und dann die MS-184 gefahren sind? Hmmm… Die Antwort kommt weiter unten.

Waren bisher die Strassen erdfarben, sandfarben oder einfach staubfarbig, ist diese ein richtiger Kontrast. Eine rote Erdpiste liegt vor uns und Brücken aus Holz.

So fahren wir -gespannt auf die vielfältige Tierwelt- Kilometer um Kilometer und immer die Augen auf die Strasse und Umgebung gerichtet. Schliesslich wollen wir die wilden Tiere nicht verpassen. Das geht solange, bis sich die Strasse immer mehr verschlechtert.

Der Untergrund ist zum Glück einigermassen fest. Ein wenig mulmig ist es mir trotzdem. Immer wieder schwimmt einmal ein kleiner Kaiman an uns vorbei. Geräusche die wir bis anhin noch nie gehört haben, verfolgen unsere Fahrt. Keine Ahnung wo wir dieses Gluckern, Quietschen und manchmal auch Kreischen, einordnen sollen. Ich drücke mich in den Beifahrersitz, während Mister RoadTrip seine helle Freude hat am fahren. Er und Stitch sind im Element! Wir preschen durch das fliessende Wasser und links und rechts spritzen Wasserfontänen auf. Ab und an schwenkt Stitch sein Hinterteil und dazu plärrt Modern Talking aus dem Radio. Cherry, Cherry Lady, la la la la la la, la la la la la la, lala la la laaa… Cherry, Cherry Lady… Hach ja, was ist mehr Folter? Mich am Angstgriff festzuhalten und nicht wissen wo der nächste Kaiman auftaucht, oder das musikalische Gedudel? Nichtsdestotrotz überlebe ich auch diese Strecke. Mister RoadTrip lacht vergnügt neben mir und ist auch noch frisch und fröhlich mit seinem Handy am Filmen. Ja, ja, jeder hat eine andere Vorstellung von Spass…

Ende Gelände in Porto da Manga

Wir wissen, dass wir in etwa der Mitte unserer Route, eine Fähre brauchen, um einen Fluss zu überqueren. Porto da Manga heisst der Ort. Wenn es hoch kommt, hat es 10 kleine Holzhäuschen. Wir fahren zur Anlegestelle und sehen nur kleine Fischerboote. Von einer Fähre keine Spur…

Wir fragen Einheimische, die mit einem Bier vor der Anlegestelle sitzen und fischen, wann die Fähre kommt. Sie grinsen uns an und erwidern, dass schon seit einigen Monaten keine Fähre fahren würde. Es habe zuviel Wasser, so sei es nicht möglich mit grösseren Schiffen über den Fluss zu fahren. Personen oder Ware werden mit kleinen Booten hin und her gebracht.

Es bleibt uns nicht anderes übrig, als wieder zurück zu fahren. Doch die gleiche Strecke wollen wir nicht nehmen. Einige Kilometer vom Anlegeplatz weg, geht eine Strasse weg und wir sehen, dass wir auf der Strasse in die richtige Richtung fahren können, einfach durchs Landesinnere und nicht Aussen rum. Ein Versuch ist es Wert und wenn nichts mehr geht, können wir immer noch wieder dort zurück, woher wir gekommen sind.

Nach einigen Kilometern sehen wir, dass die Piste die wir uns ausgesucht haben, nicht so aussieht wie eine Piste aussehen sollte. Überall hat es Erhebungen auf der Strasse, die nach Strassenunterhaltsarbeiten aussehen. Wir entdecken einige Männer auf einer Farm stehen und stoppen. Mit Händen und Füssen, versuchen wir zu erfragen, ob es hier weitergeht, oder ob die Strasse gesperrt sei. Sie versichern uns, dass wir ohne Probleme weiter können. Es wäre möglich, dass uns eine grosse Maschine entgegen komme, da die Strasse nach dem vielen Wasser wieder instand gestellt werde. Befahrbar sei sie aber auf jeden Fall.

Ein wenig beruhigt geht es für uns weiter und siehe da, nach der nächsten Kurve liegt eine breite Piste vor uns und wir kommen zügig voran. Bald schon kommen wir auf die Asphaltstrasse. Bevor es nach einer halben Stunde wieder auf eine Piste gehen wird, geniessen wir die Ruhe. Kein Gerüttel und keine Wasserdurchfahrten mit Kaimanen.

Kaimane oder Brasilianer? Was ist gefährlicher?

Doch was ist wirklich schlimmer? Schlamm, Wasser und Kaimane oder wildgewordene Brasilianer?

Es ist nicht so, dass die Brasilianer gefährliche Menschen wären. Im Gegenteil! Liebenswürdig, hilfsbereit und immer gut drauf. So haben wir die Brasilianer kennengelernt. Ausser… wo wohl? Genau… Beim Auto fahren!

Die Bolivianer schlagen sie nicht, trotzdem legen die Brasilianer ein Fahrverhalten an den Tag, dass wir uns bald wieder zu den Kaimanen wünschen. Wieso? Nun ja, die Strasse ist in einem super Zustand. Dadurch verleitet sie aber auch zum Rasen. Das wissen die zuständigen Behörden und stellen Radarfallen auf. Das Dumme ist nur, dass diese Radarfallen immer zuvor angekündigt werden. So wird von 160 km/h auf 80 km/h gebremst. Nicht vorausschauend, nein, vollgas mit Bremsspuren. Nach den Radarfallen wird wieder beschleunigt, um einige Kilometer weiter dasselbe Spiel zu wiederholen. Auch die LKW Fahrer kennen nichts. Geht es abwärts, wird die Karre beschleunigt was es nur geht. Nicht selten kommen die LKWs so auf 120/130 km/h. Anlauf holen, damit sie wenn es bergauf geht, nicht mit 30 Stundenkilometern den Hügel hinauf kriechen müssen, sondern mit schnellen 40 Stundenkilometern.

Zum Glück für uns geht es schon bald wieder auf eine Schotterpiste und wir freuen uns auf die Kaimane und ein Plätzchen um zu übernachten.

Das Pantanal ist einfach unbeschreiblich und solche Tiere in freier Wildbahn sehen zu dürfen ist unbezahlbar. Das wir aber einige Tage später noch mehr Tiere sehen werden als bisher, hätten wir nicht gedacht. Was für Tiere es waren und wo wir sie gesehen haben? Das steht im nächsten Beitrag!


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