Bolivien mit dem VW Bus: Von Coroico nach Cochabamba

RoadTrip-GirlBolivien, Offroad, Welt bebummeln/Reisetagebuch Leave a Comment

Da wir die Death Road ohne Probleme hinter uns gebracht haben, wollen wir noch ein wenig mehr davon. So beschliessen wir, nicht zurück nach La Paz zu fahren, sondern durch das Hinterland von Bolivien. Wir sehen auf der Karte, dass es irgendwo in der Mitte der Strecke einen grossen Fluss zu durchqueren gibt, doch oder gerade deswegen, wollen wir diese Route nehmen.

Wir fahren durch kleine Ansiedlungen wo die Einwohner uns misstrauisch entgegen blicken. Wenn wir dann zum Fenster hinauswinken und Hola rufen, sehen wir bei allen, aber wirklich allen, ein herzliches Lächeln auf den Gesichtern und es wird wie wild zurück gewunken.

Maispuppen oder bolivianische Selbstjustiz

Immer wieder fahren wir an aufgehängten Puppen vorbei. In ganz Bolivien haben wir das bisher noch nicht gesehen. Sie ähneln den Maispuppen die wir von Zuhause kennen. Leider verstehen uns die Einheimischen nicht, da sie kein oder nur sehr wenig spanisch sprechen und verstehen. Trotzdem interessiert es mich und ich versuche es irgendwie herauszufinden. Nach mehreren Gesprächen und Recherchen habe ich herausgefunden, dass das ein Verbrecher darstellt, den man hingerichtet hat.

Bolivien hat zwar ein gutes Strassennetz, doch auf dieser Route die wir fahren, da kümmert es niemanden was gerade abgeht. Zu weit weg von den einflussreichen Städten und unbequem zu erreichen. Die Polizei ist so gut wie gar nicht vertreten und wie soll man sich sonst wehren, wenn man nicht selber für Ordnung sorgt. So kann es schon mal vorkommen, dass ein Dieb gesteinigt wird. Je schlimmer das Verbrechen, desto schlimmer die Strafe oder der Tod. So werden andere Gauner abgeschreckt, indem solche Puppen aufgehängt werden, die zeigen, dass hier nicht lange gefackelt wird, und erst vor kurzem jemand hingerichtet wurde.

So fahren wir Kilometer um Kilometer. Eine einspurige Strasse mit Gegenverkehr. Alle Fahrzeuge die uns begegnen werden ohne Nummernschild gefahren. Wer braucht schon eine Versicherung wenn es hier heisst: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Strassensperre

So verwundert es uns auch nicht, dass eine Kette mitten über die Strasse geht und so gesperrt ist für alle die durchfahren wollen. Eine Frau mit ihrem Kind kommt zu uns und verlangt Geld damit sie die Sperre öffnet. Wir fragen sie warum sie Geld verlange, da dies eine öffentliche Strasse sei. Sie antwortet uns, dass die Strasse in einem fürchterlichen Zustand sei, kaum noch befahrbar und sie so Geld für eine Baumaschine sammeln.

Erst sind wir genervt und wollen ihr nichts geben, doch irgendwie ist es auch traurig, dass sich das Land und die Regierung nicht darum kümmert, wie es diesen Menschen dort geht. Wir geben ihr ein wenig Geld und sie lässt uns durch.

Strasse oder Bachbett

Die Strasse hat den Namen definitiv nicht verdient. War sie zuvor einspurig und eng, hat sie hier zwar immer noch denselben Ursprung, doch ziehen tiefe Furchen durchs Erdreich und teilweise ist sie weggerutscht. Wir suchen uns den besten Weg aus und hoffen, hier heil runter zu kommen. Gut durchgeschüttelt kommen wir auf die Ebene. Dort erwartet uns der Fluss.

Flussdurchfahrt

In der Trockenzeit ist er schon gewaltig dieser Fluss. Ich mag mir nicht vorstellen wie er in der Regenzeit sein mag. Überall sieht man Reifenspuren die in den Fluss führen, doch wo sie rauskommen sehen wir nicht. Mister RoadTrip holt die Drohne aus unserem Bus und lässt sie in die Luft steigen. So sehen wir Spuren in der Mitte vom Fluss. Es gib dort eine Sandbank. Von da weiter, hat es wieder eine kleine „Strasse“ der wir folgen können.

Wir steigen ein und lassen die Drohne weiterhin in der Luft. So kann ich Mister RoadTrip navigieren. Langsam fahren wir nun in den Fluss, queren schräg mit der Strömung die erste Passage und sind von Wasser umgeben. Ich hoffe, dass kein Wasser eindringt, denn der Wasserstand ist über dem unteren Falz der Türen. Stitch heult auf und der Lüfter lüftet auf Hochtouren. Wir schaffen es aber ohne Zwischenfall auf die Sandbank. Waren wir bis jetzt seit einer Stunde allein, stehen nun eine ganze Gruppe Einheimischer mit ihren Moto-Cross Maschinen am Ufer und applaudieren uns. Sie zeigen uns den Weg von der Sandbank zu ihnen und folgen den Anweisungen nach einen Kontrollblick auf den Bildschirm der Drohne. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Am Ufer angekommen, startet die Gruppe und tritt den Heimweg an. Was für uns ein Abenteuer ist, ist für die Einheimischen normaler Alltag. Ich verstehe auch, dass die Frau mit dem Kind Geld sammelt für eine bessere Strasse. Hoffen wir mal, dass sie es auch dafür brauchen und nicht für etwas anderes.

Alles was das Herz begehrt

Auf dieser Strecke übernachten wir im Dschungel, wie auch auf 4000 MüM. Von tropischen Temperaturen unten im Tal, geht es wieder rauf auf einen der Berge, wo die Temperatur um den Gefrierpunkt liegt. Schwitzen und schlottern wechseln sich kontinuierlich ab.

Nach fast einer Woche erreichen wir den letzten Gipfel und vor uns liegt Cochabamba.

Cochabamba ist bekannt für den grössten Markt in Südamerika. Wir wollen uns den Markt natürlich ansehen. Das wir mit unserem Stitch durch den Markt fahren, war eigentlich nicht geplant. Wie das passieren konnte, schreibe ich in einem anderen Beitrag.

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